Ausstellung Unbekannte Mitte

Im Berliner Stadtkern, dem Ursprungsort der heutigen Metropole, erinnert nur wenig an deren 800jährige Geschichte. Bis auf einige wenige Denkmale, die die Kriegszerstörungen und späteren Abrisswellen überstanden haben, gibt es kaum Zeugnisse des historischen Stadtgefüges. Die dichte Bebauung im Stadtkern war ebenso charakteristisch wie die sich dazwischen ergebenden Straßen und Plätze – mal schmaler, mal breiter. Eine Abfolge von verschiedensten Stadträumen, die entweder intensiv geschäftig genutzt wurden, wie die König- (heute Rathaus-) oder Gertraudenstraße oder eher einen ruhigen Charakter hatten, wie die vornehme Klosterstraße. Auch enge Gassen, wie die Siebergasse oder die berühmte Sperlingsgasse in Alt-Kölln gehörten dazu.

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Zentrale Punkte waren die mittelalterlichen Marktplätze Molkenmarkt, Neuer Markt und Köllnischer Fischmarkt, die sich mittlerweile durch Geschäfte, Hotels und Kaufhäuser zu quirligen Stadtplätzen entwickelt hatten. Der Spittelmarkt und der Hausvogteiplatz, die auf ehemaligen Festungsbastionen entstanden, waren Orte mit sehr geschäftigem Charakter, die aber dennoch eine Gestaltung mit Bäumen und Brunnen aufwiesen.

Der Schloßbezirk mit dem weitläufigen Schloßplatz, der Schloßfreiheit und dem großzügigen Lustgarten stellen eine Ausnahme dar und hatten von je her auch andere Funktionen als die Plätze der bürgerlichen Stadt. Der Lustgarten war die grüne Lunge des Stadtkerns.

Der Mühlendamm mit seiner imposanten Bebauung und der ungewöhnlichen Kreuzung mit der Fischerbrücke über der Spree, die Friedrichsgracht und die Burgstraße zeigen, dass auch an Spree und Spreekanal hochwertige Stadträume existierten, an denen Bauwerke namhafter Architekten standen.

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Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges war der Stadtgrundriss zwar noch erhalten, wurde bei den Wiederaufbauarbeiten aber weitestgehend ignoriert. Es entstanden der große Freiraum am Fernsehturm mit Abmessungen von 250 x 700 Meter und die autobahnähnliche Verkehrsschneise zwischen Spittelmarkt und Alexanderplatz mit Breiten zwischen 54 und 250 Meter. Es existiert keine Abfolge von differenzierten Stadträumen mehr, sondern eher ein amorph um die bestehende Bebauung wabernder offener Raum, teilweise, wie am Fernsehturm, gestaltet, in den meisten Fällen aber als Restflächen an Straßen, Parkplätze und Abstandsgrün. Der Zugewinn an unbebauten Flächen durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und die Abbrüche der Nachkriegszeit beträgt mehr als 200.000 Quadratmeter, davon sind jedoch weniger als die Hälfte qualifizierte Grünflächen.

Die Planungen für eine behutsame Nachverdichtung im Stadtkern sollten sich am historischen Stadtgrundriss orientieren. Insbesondere die für eine gute Wohnqualität wichtige Differenzierung zwischen öffentlichen Straßen- und Platzräumen und der Privatheit der Höfe sollte im Vordergrund stehen. Die Wiedergewinnung der für Berlin prägenden Stadträume, darunter die drei Marktplätze außerdem die Gertrauden-, Spandauer- und Rathausstraße sowie Mühlendamm und Friedrichsgracht sollte in den Fokus gerückt werden. Nur so kann es gelingen eine identitätsstiftende Gestaltung sowohl der zukünftigen Stadträume als auch der neu zu errichtenden Einzelgebäude zu erreichen.

Die Ausstellung geht auf Entdeckungsreise zu historischen Stadträumen und zeigt in der Gegenüberstellung den heutigen Zustand des gleichen Ortes. Sie versteht sich als Beitrag zur Diskussion um die Alte Mitte. Wiedergewinnungs-Potentiale bei der Neugestaltung des Berliner Stadtkerns werden erkennbar. Die Ausstellung wendet sich an alle planerisch Verantwortung Tragende, vor allem aber auch an die Berliner und alle Zugezogene, und lädt dazu ein, die unbekannte Mitte kennen und lieben zu lernen.

Flyer zur Ausstellung …

Lutz Mauersberger / Dr. Benedikt Goebel 

Ort:
Podewil
Klosterstraße 68
10179 Berlin

Öffnungszeiten:
27.11.2018-25.1.2019

Montag 09:00 – 17:00 Uhr
Dienstag 09:00 – 19:00 Uhr
Mittwoch – Freitag 09:00 – 17:00 Uhr
Samstag – Sonntag geschlossen

Eintritt frei

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