Versagt die Wohnungspolitik im Angesicht der Flüchtlingswelle?

Die große Zahl der Geflüchteten, die seit dem Herbst 2015 nach Deutschland gekommen sind, stellt aktuell und perspektivisch den Wohnungsmarkt vor große Probleme. Unser Mitglied Eberhard von Einem, der als Gastwissenschaftler für Stadt- und Regionalökonomie am Center for Metropolitain Studies der TU Berlin forscht, geht in seinem Artikel der Frage nach, ob die staatliche Wohnungspolitik in der Lage und Willens ist, diese neue Aufgabe zu bewältigen.

Abstract: 

So notwendig die Erstunterbringung der Flüchtlinge in Notunterkünften im Herbst 2015 war, die sich aus Kriegsgebieten nach Deutschland gerettet haben, die zweite Stufe, d.h. die dauerhafte Unterbringung anerkannter und geduldeter Flüchtlinge in kostengünstigen Wohnungen des „normalen“ Marktes, stellt Bund, Länder und – vor allem – die Kommunen vor kaum lösbare Herausforderungen. Sie aber ist die Voraussetzung, damit Integration beginnen kann.

In den wachsenden Großstädten enteilt die anziehende Wohnungsnachfrage dem Angebot seit 2010/11. Die Schere hat sich weit geöffnet und damit die Spaltung des Wohnungsmarktes vertieft, denn die ansteigende Bautätigkeit konzentriert sich fast ausschließlich auf das obere Preissegment. Damit trägt sie kaum dazu bei, die Engpässe im unteren – preisgünstigen – Segment zu lindern. Die Magnetwirkung der großen Städte lässt die Mieten weiter steigen. Die Grundstücks- und Baukosten verteuern sich und verengen den Spielraum der Wohnungsunternehmen. Neue Förderprogramme des sozialen Mietwohnungsbaus sind in einem Umfang erforderlich, der jenseits des bisher angedachten Rahmens liegt, ganz abgesehen von der Zeit, die es braucht, bis heute neu geplante Wohnungen nach 3 – 4 Jahren bezugsfertig sind. Damit rücken schnelle Lösungen der aufgestauten Probleme in weite Ferne, während Wohnungen in vielen Dörfern sowie in den kleinen und mittleren Städten des ländlichen Raums leer stehen.

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